Indien Reloaded

Mit meinen erneuten Besuch Indiens im Januar 2011 kamen die Erinnerungen. Erinnerungen an weitere Geschichten die ich im 2004 erlebt habe. Dazu habe ich natürlich jetzt wieder einige für uns fast unglaubliche Dinge erlebt. Diejenigen Stories die ich nur 2004 erlebt habe, habe ich jeweils speziell markiert.


Alkohol in Vakala Beach (2004)

Vakala Beach in Kerala ist ein westlicher Touristenspot. Deshalb erstaunt es nicht, dass man neben tonnenweise Ayuvedamassagen auch guten Fisch inkl. Bier kaufen kann. Das mit dem Bier ist aber so eine Sache. Diejenigen Restaurants die Bier verkaufen wollen, müssen eine Lizenz lösen welche anscheinend nicht sehr billig ist. Der indische Weg dieses Problem zu beheben, sprich die Lizenz nicht zu lösen ist folgender. Es gibt Bier. Aber nur an westliche Leute (alle anderen könnten ja Polizisten sein) und das Bier wird im Teekrug serviert! Bei einer Kontrolle geschieht dann folgendes. Die Restaurantbesitzer entlang der Küste warnen sich gegenseitig. Sofern noch genug Zeit bleibt, werden die Teekrüge temporär entfernt. Ansonsten ist der Schaden ja nicht so schlimm. Wer trinkt schon Bier aus einem Teekrug.

Indisches Verkehrsrecht (2004)
Indien hat das Verkehrsrecht von den Engländern übernommen. In der Praxis ist davon ausser dass mehrheitlich link gefahren wird kam etwas zu merken. Zum indischen Verkehr habe ich mich bereits hier geäussert. Sprich es macht sich auch absolut keiner Sorgen ob sein Wagen überladen ist oder nicht. Das maximale Ladegewicht ist das was man physisch reinkriegt. Das gilt auch für die (Auto-)Rickshaws. Die normalen Rikshaw sind eigentlich für Fahrer und 2 Personen gedacht. Praktisch habe ich es auch schon mit 7 Personen getestet. Schulkinder bringen es auf 10 und mehr. Um dies zu erreichen hängen sie dabei ihre Rucksäcke ausserhalb der Rikshaw an einen Haken an. Dies war auch die einzige Variante um die Anzahl der Kinder zu zählen. Per Gesetz sind maximal 3 Passagiere zugelassen. Dies erfuhr ich unmittelbar vor einer Kreuzung. Wir waren nämlich in einer Rikshaw zu 6 unterwegs. Der Fahrer hielt keine 20m von der Kreuzung entfernt und erklärte uns, dass bis auf 3 alle aussteigen müssten. Auf der Kreuzung stand nämlich ein Polizist der das kontrollierte. Wir stiegen aus, liefen zu Fuss über die Kreuzung damit das Rikshaw uns anschliessend wieder aufladen konnte. Das spezielle dabei war die Tatsache, dass der Polizist uns bei dieser Aktion gesehen und beobachtet hat. Dies war aber überhaupt kein Problem. Der Polizist war nur für die Kreuzung verantwortlich. Was vorher und nachher passiert interessierte ihn nicht. Es war schliesslich ja nicht sein Auftrag die Zubringerstrassen auch noch zu kontrollieren!

Indische Bankomaten
Indien hat in den städtischen Gebieten eine ähnliche Dichte an Bankomaten wie hier in der Schweiz. Bankomaten haben ja den Vorteil, dass sie rund um die Uhr offen sind und dass sie vor allem auch Personal einsparen. In Indien ist das anders. Klar haben sie auch 24h am Tag offen. Jeder Bankomat wird aber rund um die Uhr von einem Sicherheitsmann vor Ort bewacht. Ich weiss aber nicht ob „bewacht“ das richtige Wort ist. Sie sind zwar jeweils immer bewaffnet. Aber meistens absolvieren sie ihre Schicht in einem Halbschlaf. Ich schaffte es auch schon, Geld abzuheben ohne dass der Wachmann es gemerkt hat. Zudem hatte ich jeweils grosse Zweifel ob der Wachmann, weiss wie sein Gewehr funktioniert, ob das Gewehr Munition hat und ob es überhaupt noch funktionierte da die Gewehre zum Teil sehr alt waren.
Jeder Bankomat steht jeweils in einem kleinen Raum. Dieser Bankomaträume sind immer klimatisiert. Klimatisiert heisst in diesem Fall, Klimaanlage welche für einen grösseren Raum gedacht ist, auf volle Leistung aufdrehen. Zum Teil war es jeweils echt arktisch kühl darin gewesen. Apropos Klimanlage..

Klimaanlagen in Indien
Im den heissen Jahreszeiten in Indien kann es durchaus recht heiss werden. Delhi zum Beispiel hat im Mai/Juni eigentlich immer ein paar Hitzetote zu beklagen. Dementsprechend ist es auch nicht erstaunlich, dass Autos, Büros sowie die Wohnung der besserverdienenden Klimaanlagen haben. Bis zu diesem Punkt ist ja noch alles nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar hingegen sind die folgenden 2 Tatsachen:
1. Wieso müssen diese immer auf Volllast laufen. Selbst wenn es draussen 40 Grad ist, wird der Raum wenn möglich auf 20 Grad oder kühler heruntergekühlt
2. Selbst eine einfachste Isolation würde helfen sehr viel Energie zu sparen. Doppelverglasung oder ähnliches ist komplett unbekannt.

Arbeitslose Inder
Inder sind Weltmeister in erschaffen von zum Teil vollkommen sinnlose Jobs (z.B. Rechtsabiegeblinkerersatz). Gleichwohl ist die Arbeitslosigkeit in Indien sehr hoch. Das merkt man spätestens wenn man durch die Stadt schlendert bzw. mit dem Bus eine Überlandfahrt macht. Zu tausenden Sitzen sie dann an den Strassenrändern und warten auf bessere Zeiten. Auf der anderen Seite wird dir auf den Hauptstrassen alle paar Meter irgendetwas zum Verkauf angeboten. Das Angebot ist dann pro Region immer de Facto immer dasselbe. Mirjam und ich sind sowieso der Meinung, dass die Inder sehr gut im Kopieren sind, und solange etwas gut läuft sie keine Initiative zeigen etwas Gutes noch besser zu machen. Beispiele: Hausboot. Auf den Backwaters von Kerala gibt es gegen 1000 Hausboote die man mieten kann. Das Mietangebot ist dabei bei allen dasselbe (12 Uhr einchecken; auschecken 9 Uhr am nächsten morgen). Das Essen ist immer inklusive und unterscheidet sich jeweils nicht gross. Alle Boote haben neuerdings ein Fernseher. Vor 6 Jahren hatte noch kein Schiff ein Fernseher. Keiner gibt sich wirklich Mühe sich von den anderen abzuheben. Wir meinen dass z.B. eine Ayuveda-Massage als Extra (= gegen Bezahlung) problemlos mit angeboten werden könnte. Anderes Beispiel gesehen in Dona Paula, Goa: Dona Paula ist ein beliebter Ausflugpunkt für die wachsende Anzahl indischer Touristen. Da liegt es auf der Hand, dass jetzt dort über 20 kleine Strassenrandshops entstanden sind. Jetzt ist es aber so, dass bis auf 2-3 Shops alle ausschliesslich Kinderkleider verkaufen. Gut jetzt kann man sagen, dass es jetzt einen weiteren Grund gibt dort hin zu reisen. Das stimmt leider so nicht. Alle diese Shops verkaufen nämlich die identischen Kinderkleider…

Schienentrennung
Als wir mit dem Zug von Goa nach Kerala reisten konnte ich folgende Szene beobachten. 2 Inder hatten den Auftrag eine Eisenbahnschiene in 2 Teile zur zersägen. Es gibt ja wohl kaum ein härterer Stahl als eine solche Schiene. Gleichwohl benutzten sie dazu ausschliesslich eine handelsübliche Handmetallsäge die sie glücklicherweise zu zweit bedienen konnten. Ich weiss nicht wie lange sie dafür gebraucht haben.

Schulkleidung
An indischen Schulen müssen die Schüler eine Schuluniform tragen. Diese unterscheidet sich dann jeweils pro Schule. Als Einheimischer kann man daher schon von weitem erkennen an welche Schule die soeben gesehenen SchülerInnern zur Schule gehen. Mich persönlich erstaunte es jedes Mal, wenn man eine Gruppe von Schülerinnen sieht. Da die Schuluniform auch die Farbe des Bandes für den Rossschwanz bestimmte, sahen diese dann alle wirklich sehr ähnlich aus.

Vegetarier
Indien ist ein Land der Vegetarier. Ich habe einmal gehört, dass 60% der Inder vegetarisch sind. Neben den in Europa bekannten Gründen hat der Glaube und ganz einfach auch das Portemonnaie seinen Einfluss auf diesen hohen Wert. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass viele indische Restaurants nur vegetarisches Essen anbieten. Einige grössere Restaurants leisten sich sogar den Luxus von 2 Küchen. Aus der einen Küche werden Fleischgerichte hergestellt, die andere ist dann „strict veg“. Ganz nach dem Motto: Sicher ist sicher

Gesprächsende in Indien
Hier in der Schweiz wird ein Gespräch mit Tschüss oder etwas ähnlichem beendet. In Indien ist das anders. Ein Gespräch ist dann fertig wenn es fertig zu sein hat. Er gibt keine eigentliche Verabschiedung bei kurzen Gesprächen. Man geht einfach…

Sicherheitskontrollen am Flughafen
Die Sicherheitskontrollen an indischen Flughäfen sind definitiv anders als in Europa. Neben einigen Besonderheiten bei der Gepäckaufgabe gibt es da noch das besondere Vorgehen beim Handgepäck. Dabei muss der Passagier daran denken, vor der Handgepäckkontrolle irgendeine Papieretikette an sein Handgepäck zu befestigen. Bei der Kontrolle wird nämlich auf diese Etikette abgestempelt. Dies ist ganz wichtig, weil man sicher später mindestens einmal geprüft wird ob man geprüft worden ist. Bis heute habe ich an keinen Flughafen eine Variante gesehen, wie man das Handgepäck ohne Prüfung zum Abfluggate bringen kann. Somit ist dieses „Checked if checked“ im Grunde genommen überflüssig. Teilweise ist es zudem schon passiert, dass dieses „Checked if checked“-Prozedere mehrmals durchgeführt wurde…
Die Zuverlässigkeit dieser Handgepäcktests ist sowieso eher fragwürdig. Ich musste im Flugzeug nämlich feststellen, dass ich nach den Sicherheitschecks noch eine grosse Antibrumm-Flasche in meinem Handgepäck fand.

Indisches Zahlensystem
Für 1 Franken kriegt man im Moment so um die 45 indische Rupees. Obschon in Indien alles einiges günstiger ist, werden die Geldbeträge die man für Autos, Wohnungen, Häuser etc. bezahlen muss gleichwohl sehr hoch. Indien hat dazu seine eigene Zählweise. Eine Wohnung kostet in Indien z.B. 12.66 Lahks Rupees. 1 Lahks sind 100‘000. 10 Mio. werden dann mit 1 Crore abgekürzt. Details dazu findet man dazu sogar im Wikipedia (Lahk / Crore).

Lichtschalter
Habt ihr euch eigentlich schon mal überlegt, wo in Europa jeweils die Lichtschalter angebracht werden? Obschon die meisten von uns das nie überlegt haben, tasten wir uns instinktiv gleich beim Betreten eines Raumes nach einem Schalter der jeweils auf Schulterhöhe direkt neben der Türe liegt. In Indien ist der Lichtschalter selten dort wo man ihn vermutet. Normalerweise gibt es irgendwo im Raum einen Haufen von Schalter. Diese Suche ist vor allem dann spannend, wenn man den Raum nicht kennt. Hat man dann diesen Haufen von Schalter gefunden, ist man aber noch nicht am Ziel. Meistens ist nur ein einziger Schalter davon der richtige. Die anderen steuern den Ventilator, andere Lampen (die nicht angeschlossen sind) oder Steckdosen. Fazit: Selbst ohne Stromausfall ist eine Taschenlampe in Indien praktisch.

Export aus Indien mit Marktpotential in Europa
Indisches Fernsehen ist komplett anders als unser westliches. Das beginnt bei den Sendungen und hört bei den Werbeeinblendungen auf. Beispiele:
– Jede 2 Werbung in Indien beginnt oder endet mit einer Geburt bzw. Hochzeit. Egal ob es eine plausiblen Zusammenhang gibt oder nicht. Oder wisst ihr was eine Pizzeria mit einem Haufen von Zwillingsgeburten gemeinsam hat? Lösung: Eine indische Pizzakette preist seine neuen Pizza’s mit doppelten (=2) Käse an. Gott ist davon so angetan, dass er deswegen allen schwangeren Frauen 2 Kinder „schenkt“.
– Während der Prime-Time laufen Astrologiesendungen.
– News aus dem Ausland sind sehr rar.
– Sport = Cricket mit ein paar Nebensportarten wie Tennis, Fussball und Landhockey.
Was hat dies jetzt mit dem Kapitel gemeinsam. Ganz einfach. Wieso die Privatsender noch nicht auf die Idee gekommen sind, pro Tag 1 Stunde indisches Fernsehen mit Untertitelung auszustrahlen ist uns ein Rätsel. Wir haben uns jedenfalls köstlich amüsiert obschon wir gar nicht alles verstanden haben.

Indische Schifffahrt
An unserem zweitletzten Abend in Indien wollten wir noch nach Panaji in den Ausgang. Vom Hotelangestellten erfuhren wir, dass am Abend jeweils Partyschiffe auf dem Fluss unterwegs sind. Eine Fahrt dauert eine Stunde. Das tönte jedenfalls nicht schlecht sodass wir uns auf den Weg machten. Bei der Anlegestelle sahen wir weit über 100 Inder die ebenfalls auf dieses Schiff wollte. Es war ein grosses Schiff und alle konnten anschliessend auf das Boot. Das Boot selber hatte 3 Etagen. Ganz oben konnte man sitzen und es gab Tanzvorführungen. Die mittlere Etage diente als „Fressmeile“. Im Keller gab es dann sogar eine Disco. Dafür mussten aber alle Männer 50 Rupees zusätzlichen Eintritt bezahlen. Ausnahme: Alle westlichen Männer wie ich. Die Disco selber war in 3 Teilen unterteilt, welche mit einem Maschenzaun unterteilt wurde. Ganz links waren die Frauen, in der Mitte die Männer und rechts vom DJ durften die Couples sein. Die Disco war mässig besucht. Es hatte zwar ein paar Männer aber Mirjam war die einzige Frau in diesem Raum. Kurz nachdem wir eintrafen, kam der DJ zu uns und fragte uns, was wir gern hören möchten. Wir sagten etwas aus den 80ziger (damit es zu Discofox) passt. Die Musik war viel zu schnell aber gleichwohl einigermassen tanzbar. Fazit dieser Aktion: Alle Inder hatten helle Freude an uns (bewiesen durch die 100 Photos die sie gemacht haben) und der Discochef kam höchstpersönlich zu uns um uns zu gratulieren…

Speedbreaker und andere westliche Kopien
Kann mir jemand erklären, wieso es in Indien überall Speedbreaker (= extra installierte Bodenwellen) hat, obschon es ja schon genügend Schlaglöcher hat?
Indien bemüht sich sowieso vieles von Europa zu kopieren. Dass dies aber nicht immer gut klappt zeigt das folgende kleine Beispiel: In Indien gibt es eigentlich keine WC-Schüssel. In der Regel gibt es auf den Toiletten nur ein Loch im Boden. Sprich derjenige der diese Installiert weiss in der Regel nicht auf was er dabei achten muss. So ist es auch nicht erstaunlich, wenn man teilweise schon fast eine Leiter braucht um sich hinsetzen zu können.
Ich war übrigens extrem erstaunt, dass sie an den meisten Stränden in Goa neuerdings Badewachen aufgestellt haben. Als Hilfsmittel bekam jeder zudem ein Rescue-Tube (Gurtretter) ein Gerät dass wir hier in der Schweiz auch kennen. Ich war ja oft am Strand und habe sie beobachtet. Ich sah nie jemand von diesen im Wasser. Dies selbst während der Mittagshitze. Sie sitzen den ganzen Tag einfach rum. Dies egal ob es 100 oder nur 2 Leute am Strand hatte. Ob die wirklich gute Retter sind…
Auf der anderen Seite haben die Inder auch ein westlichen Produkt auf ihre Art perfektioniert. Als wir mit dem Taxi von Munnar zurück nach Kochin fuhren, hielt der Fahrer kurz an um 5 Sekunden später wieder weiterzufahren. In diesen 5 Sekunden wurde eine Alkoholkontrolle durchgeführt. Dafür musste er ein Gerät anhauchen. Das soll angeblich reichen.

Preise in Indien
Ich habe es bereits in einem alten Blogeintrag geschrieben, dass man sein Gefühl was wieviel kostet in Indien neu lernen muss. Aber selbst mit meiner mehrmonatigen Erfahrung musste feststellen, dass es immer noch Sachen gibt, wo ich den Preis vollkommen verschätzt habe. Eine Fährfahrt von über 1.5km kostet in Cochin immer noch umgerechnet 5 Rappen. Oder hättet ihr gedacht dass eine Schachtel Zündhölzer nur 2 Rappen kostet?
In Indien muss man auch für jedes und alles feilschen. Das man dies bei den Souvenier-Läden machen muss ist ja schon klar. Das ich aber als schlechter feilscher sogar bei einer Wechselstube einen Rabatt aushandeln konnte erstaunte mich aber sehr.

Zugfahren in Indien
Um Indien richtig zu erleben, sollte man zumindest einmal eine Zugfahrt machen. Das ist etwas was ausser Räder und Schienen nichts mit dem europäischen Pendant gemeinsam hat. Die Fernverkehrszüge fahren in der Regel zwischen mehreren hundert bis mehrere tausend Kilometer bis sie sie wieder umdrehen. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 60 km/h inkl. Pausen ist der Zug so seine Zeit unterwegs. So kann es gut vorkommen, dass der Zug eine Verspätung einhandelt. Unser Zug hatte zum Beispiel 6h Verspätung. Im Grunde genommen müssten wir sagen „nur 6h Verspätung“. Als wir in Madgaon (Goa) auf den Zug warteten trafen wir zwei Amerikanerinnen die seit morgens um 8 Uhr warteten. Unterdessen war es abends… Unser Zug fuhr dann um 1 Uhr morgens weg. Ihr Zug war immer noch nicht eingetroffen. Erschwerend kam noch hinzu dass es kaum verlässliche Infos gab. Man sagte ihnen so ca. alle 6 Stunden, dass der Zug 6 Stunden mehr Verspätung hat. So konnte man in der Zwischenzeit nicht viel anderes unternehmen.
Bemerkenswert ist übrigens auch noch die Tatsache dass unser Zug unterwegs 1 Stunde aufgeholt hat!

Indischer Tourismus
Im Unterschied zu 2004 fiel mir auf, dass viel mehr Inder auf Vergnügungsreisen sind. So sah man an den Stränden Goas zum Beispiel viel mehr indische Familien als früher. Das hat zur Folge, dass sie die Hotels teilweise auch auf diese Gäste ausrichten. Dies merkten wir auch in Kerala. Als wir dort ein Hausboot mieteten damit wir etwas von der Landschaft Keralas sehen können, fiel uns auf dass auf jedem dieser Boote neuerdings ein Fernseher hat. Schliesslich will man ja am Abend in den Fernseher schauen und nicht einfach die Ruhe der Natur geniessen. Wir haben uns überlegt was der Grund dieser Fernsehmanie ist. Die einzige Erklärung die uns in den Sinn kam ist folgende: Man will zuhause etwas zu erzählen haben. Da tönt es besser wenn man sagen kann, dass man ein Schiff mit Fernseher hatte…
Auf der anderen Seite gibt es bereits Hotels die von Inder geführt werden, welche keine indischen Gäste wollen. Die seien zu Laut und stören die ruhige Stimmung des Hotels!

Hello my Friends und seine folgen
Inder sind in der Regel sehr gastfreundlich. Leider wollen das auch alle Shopbesitzer, Ausflüge-Organisatoren etc. sein. Wenn es nur bei einem „Hello my friends“ bliebe wäre es ja noch erträglich. Doch sie beginnen zunehmend einem an der Schulter zu fassen. Mirjam und ich haben uns aber darauf eingestellt, bzw. nützen ihr indisches Verhalten aus. Wenn sich so ein HMF (so nannten wir diese Leute), uns näherte, wechselten wir sofort die Plätze sofern der HMF auf meiner Seite war. Er würde sich nämlich nie und nimmer wagen Mirjam an der Schulter zu fassen. Da wir das jeweils von ihren Augen machten waren sie jeweils sehr verdutzt. Ziel erreicht!

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Weitere Stories

Hallo zusammen

Eigentlich habe ich geschrieben, dass es keine weiterer Blogeintrag folgen wird. Nun ist es aber so, dass mir beim durchlesen noch einige Stories in den Sinn kamen die ich erlebt habe. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten. Viel Spass:

Essen mit Maus
Indien ist ein Land wo mehr als die Hälfte der Einwohner Vegetarier ist. Die Gründe dafür sind vielfältig (Glauben, Hygiene, Geld). In Baroda gibt es deshalb gar nicht viele Restaurant die Fleisch in mehr als nur eine kitzekleine Zugabe servieren. Ein Restaurant wo es noch wirklich Fleisch gab war der “Chicken Place”. Eigentlich hiess dieses Restaurant ganz anders, aber wir Trainees konnten den richtigen Namen nie merken. Dort war das Essen gut aber irgendwie waren wir bereits abgehärtet. Eines Abends lief nämlich während dem Essen eine Maus über meine Stuhllehne. Wir assen aber einfach gemütlich weiter.

Small World Problem / AIESEC-Plakat
Normalerweise ass ich mit den immer gleichen Mitarbeiter von Vigorsoft in der Kantine des Firmengebäude mein Mittagessen. Mein direkter Chef war da nie dabei, weil er jeweils in eine andere Kantine ging. Da ich grundsätzlich neugierig bin ich einmal auch mit ihm an diesen Ort essen. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Besitzer und Betreiber dieses 2 Mann-Betrieb einmal in der Schweiz gelebt und gearbeitet hat. Mir gefiel es dort so gut, sodass ich ein paar Tage später Balazs aus Ungarn zum Abendessen dort mitnahm. Als wir also auf das Essen wartete fiel Balazs ein Plakat auf welches Werbung für AIESEC machte. Zur Erinnerung: Die meisten Trainess (inkl. mich) hatten ihr Traineeship mit AIESEC organisiert. Frage 1: Wie kommt dieses Plakat dorthin, wenn kein einziger Trainee dieses Restaurant kannte und wir jeweils die guten Restaurants den nächsten Trainees “weitervermitteln”. Noch viel lustiger war Balazs Reaktion auf dieses Plakat. Er kannte einer der 5 abgebildeten Leute. Dieser war ein AIESEC Mitglied einer Ortsgruppe in Ungarn.

Sven’s Fahrer
Sven hatte immer einen von seiner Firma organisierten Fahrer für seinen Jeep. Dieser hatte normalerweise nur wenig zu tun, weil die Distanz von Sven’s Haus zu seinem Arbeitsplatz ca. 1km war. Manchmal machte der Fahrer dann für Sven noch Besorgungen oder führte er ihn in die Fabrik wenn es nötig war. Wenn er nichts zu fahren hatte, wartete er einfach im Eingangsbereich von Sven’s Büro. Im Schnitt hatte er vermutlich ca. 6 Stunden mit Warten verbracht. Eines Tages bekam er einen neuen Fahrer, da der alte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren konnte. Der neue war zwar freundlich aber sein englisch war noch stark verbesserungsfähig. Also kaufte Sven ihm ein Englischlernbuch. So konnte es sich die Wartezeit mit etwas Sinnvolles füllen. Die Idee von Sven war zwar gut gemeint, aber er bevorzugte das Nichtstun bzw. das starren in die leere. Das er dabei kein Bore-Out-Syndrom kriegte war mir ein Rätsel.

Baustellen
Indische Baustellen sind auch eine Geschichte für sich. Wenn ein Haus gebaut wird, werden in Indien mindestens 3 mal so viele Leute gebraucht wie in der Schweiz. Der Einsatz von Maschinen, Kränen bzw. Förderbänden lohnt sich im Vergleich zur den billigen Arbeitskräften einfach nichts. Es ist daher nicht erstaunlich, dass selbst bei einem Hochhaus, alles Material (Ziegelsteine etc.) von Hand empor getragen werden. Einmal sah ich auch bei einer Baustelle dass mindestens 10 Leute beschäftigt waren, nur einwenig Kies von einem Haufen am Strassenrand in das innere zu tragen. Jeder hatte dafür einfach eine Schüssel die mich irgendwie an eine Goldgräberschüssel erinnerte.

Schwimmen
Baroda hat ein (privates ?) Schwimmbad. Wenn man dort regelmässig schwimmen gehen möchte, muss man sich anmelden. Ich hatte dies lange vor, aber ich zögerte die Anmeldung so lange hinaus bis es keinen Sinn mehr machte. Das Prozedere geht folgendermassen:
1. Zuerst muss man ein Anmeldeformular ausfüllen. Grösse des Formulars 2 doppelseitiges beschriebenes A4-Anmeldeformular. Kleine Randnotiz: Alles natürlich auf Gujarati (= eigene Schrift)
2. Dieses Papier muss dann irgendein offizieller Beamter abstempeln welcher die Korrektheit der Angaben bescheinigt. Wie er das wohl überprüfen kann….
3. Anschliessend geht man zum Doktor, damit dieser Bescheinigen kann, dass man physisch in der der Lage ist schwimmfähig zu sein (= keine Gebrechen, keine Herzprobleme oder ähnliches)
4. Schlussendlich muss jeder dann noch vorschwimmen gehen. Er muss schliesslich beweisen, dass er schwimmen kann.
Ausnahmen gibt es übrigens keine. Da hatte ich selbst mit meinen Rettungsschwimmbrevets keine Chance gehabt.

Coiffeur
Auch in Indien wachsen einem die Haare. Im Unterschied zur Schweiz gibt es aber eine ganz grosse Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Coiffeur. Vom Ich-habe-mal-zugeschaut-wie-es-geht bis zum gut ausgebildeten Coiffeur findet man alles. Sven empfahl mir seinen da er gut und sauber arbeitet. Er betonte jedenfalls dass er jedes mal eine neue Rasierklinge braucht. Zu meiner Zeit war in Indien in einem Scheitel-Hype. Es war demnach auch nicht erstaunlich, dass er mir dies auch vorschlug. Ich fand es hässlich. Gleichwohl hatte es sehr grosse Freude an mir oder besser gesagt an meinen Haaren. Sie sind für ein Inder einfach wunderschön hell. Ganz spassig nebenbei war sowieso die Kommunikation. Das Englisch des Coiffeur war zwar gut, aber wüsstet ihr alle Coiffeurbegriffe (Scheitel, Koteletts, Übergänge etc.) auf Englisch?

Trinkwassertank
An einem Sonntag entspannten Sven und ich uns auf seinem Dach. Dort ist auch sein Drinkwassertank einbetoniert. Als wir darauf zu sprechen kamen, meinte ich man könnte doch mal reinschauen ob dort noch alles in Ordnung bzw. sauber ist. Wir fanden das Skelett eines Rattengrosses Tier im Drinkwassertank! Zum Glück hatte Sven alles Drinkwasser noch durch ein Wasseraufbereiter gelassen. Am nächsten Tag hatten seine Angestellten jedenfalls arbeit.

Juliane erstes Treffen
In Baroda leben neben den weit über 1 Million Inder bzw. indischstämmige Menschen etwa 35 Nicht-Inder. Die meisten von diesen waren Trainees aus der gleichen Organisation (AIESEC) wie ich. Mit ein paar weiteren pflegten wir Trainees zudem engen Kontakt (Sven, Hassan, Muhammed etc.). Kurz gesagt, es gab kaum einen nicht Inder in Baroda den ich nicht kannte.
Sven und ich waren am Abend oft gemeinsam unterwegs. Beim verlassen meines Quartiers sahen wir jemand hellhäutiges auf dem Rücksitz eines Fahrrades sitzen. Wir stoppten und stellten fest, dass dies Juliane war welche von ihrem AIESEC-Buddy in eine WG gebracht wurde (und wir natürlich im voraus nicht informiert wurden). Das lustige daran war, dass diese einfach keine Ahnung hatten (inkl. dem AIESEC-Buddy aus Baroda) wo die WG genau lag. Sie waren jedenfalls dankbar über die anschliessende Wegbeschreibung…

Wasserlieferung
Das Wasser aus den Leitungen in Indien ist nicht unbedingt Trinkwasser. Als Alternative bietet sich da Wasseraufbereiter wie bei Sven oder Trinkwasserlieferanten wie bei uns an. Diese liefern Trinkwasser in 25 Liter Behälter wie wir das hier in der Schweiz von den meisten Büros her kennen. Der Lieferservice funktioniert zwar gut aber die Kommunikation mit denen war sehr schwierig da sie kaum Englisch konnten. Sprich eine Bestellung per Telephon war immer ein Abenteuer. Also änderte ich das Spiel. Ich habe im Büro ja genügend Kollegen die Gujarati sprechen. Ich fragte Chetan also ob er für uns dort anrufen konnte. Fazit: Er brauchte fast 5 Minuten bis er verständlich machen konnte, dass er für uns bestellen möchte. Sie haben nämlich begriffen, dass sobald jemand anruft der kein Gujarati spricht wir das sind. Was wir bis anhin sonst versuchten zu erklären verstanden sie gar nicht.

Bügelservice
Ganz in der Nähe meiner beiden Wohnungen hatte es einen Bügelservice. Ein elektrisches Bügeleisen hatte aber beide nicht. Beide hatten noch ein Bügeleisen, das mit heisser Kohle betrieben wurde.

Indische Zahnärzte
Indien hat für jedes Portemonnaie einen Zahnarzt. Da gibt es wirklich gute und dementsprechend teure Zahnärzte welche in einer richtigen Praxis arbeiteten. Anderseits gibt es “Zahnärzte” die ihren Dienst auf der Strasse anbieten. Hier noch ein Beweisphoto.

Fischlieferungen
Ganz in der Nähe bei meiner 2. Wohnung kam gab es einen halb offiziellen Fischstand. Dieser Fisch war aber ohne Zweifel Gesundheitlich mindestens bedenklich. Baroda liegt im Landesinneren. Der Fisch der im Meer gefangen wurde, musste somit über min. 100km herantransportiert werden. Ich glaube kaum, dass dieser Transport gekühlt war. Der Fisch den sie zum Verkauf anboten lag zudem am Strassenrand einfach auf einer Folie und das vollkommen ungekühlt!

Kissen oder einkaufen in Indien
Ich wollte mir ein neues Kopfkissen kaufen. Dabei musste ich sämtliche Tricks anwenden um an einen guten einheimischen Preis zu kommen. Das geht folgendermassen. Ich fragte Chetan ob er mir so eines kaufen könnte. Also fuhren wir mit Sven’s Auto zum Shop. Wir hielten aber nicht vor dem Shop sondern eine Kreuzung davor, da Auto = Reich bedeutet. Chetan lief also zu Fuss (= arm) dorthin und liess sich auf Gujarati beraten. Als ihm alles klar war rufte er mich an und fragte was er nun kaufen solle. Gesagt getan und wir kamen mit dem Auto vor dem Shop und luden Chetan ein….

Fahrradzustand
Mein Fahrrad war ja nicht unbedingt in einem guten Zustand. Neben Plattfüsse und anderen “Kleinigkeiten”, hatte ich je einmal grössere Bremsprobleme und Antriebsprobleme. Als ich Probleme mit den Bremsen hatte, musste ich zum richtig Bremsen jeweils direkt am Draht nahe der Bremsschuhe ziehen. Beim anderen Fall spinnte der Leerlauf so sehr, dass ich oft im leeren drehte. Eigenartigerweise war das Bremsproblem das viel kleinere Übel (ich flickte es erst nach ca. 3 Wochen). Der Leerlauf liess ich nach 2 Tagen flicken. Das wäre sonst zu gefährlich geworden, da ich so nicht von den Autos “fliehen” konnte.

Velofahren
Ich war in Baroda meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Dies führte schon bereits zu diversen ungläubigen Blicke seitens der Inder. In Indien ist das Fahrrad das Fahrzeug der Armen. Der Mittelstand fährt Motorrad und nur die Reichen besitzen ein Auto. Erst langsam kommt der Gedanken auf, dass Fahrrad fahren auch etwas gesundes ist. Die Ernüchterung kommt aber an einer normalen Eisenbahnbrücke in Baroda (oder besser gesagt eine Strassenbrücke welche ein Zugsgeleise überquert). Ein AIESEC-Mitglied aus Baroda jammerte nämlich, dass er körperlich nicht mehr in der Lage sei diese Brücke mit dem Fahrrad fahrend zu überqueren. Das Problem war effektiv die Ausdauer und nicht die Kraft. Breitensport ist halt in Indien noch nicht so verbreitet.

Temperaturempfinden
In Baroda hat er vermutlich noch nie geschneit. Jedenfalls war es im Januar am Morgen immer noch 16 Grad. Dies war für mich genug warm um mit dem T-Shirt auf dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Am Mittag und gegen Abend war es ja sowieso immer über 20 Grad. Gleichwohl hinderte dies 2 indische Kinden nicht mit Handschuhen und Kappen draussen Fussball zu spielen. Sowohl sie als auch ich waren verduzt als wir uns sahen.

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Kite Festival, Abreise, Rückblick

Hallo zusammen

Hier also noch der letzte Bericht meines Indiensaufenthalts. Anschliessend muss ich nur noch die Photos der letzten 3 Indienmonate auf das Netz stellen.
Der letzte grosse Event hier in Baroda ist das Kite-Festival. Überall in der Stadt werden einfache Drachen in die Luft gelassen. Das bedeutet dass es insgesamt tausende Drachen gleichzeitig in der Luft hat. Das Ziel des Anlasses ist es dabei den Drachen des Nachbarn von der Luft zu holen. Das funktioniert indem man die Schnur an dem der Drachen hängt, durchschneidet. Die Schnur des Drachen ist dafür speziell zubereitet, sprich rau. Ziel ist es also seinen Drachen schnell in die Luft zu bringen um damit anschliessend auf die Jagd zu gehen…

Weil ich länger als ein halbes Jahr in Indien war musste ich mich offiziell wieder abmelden. Dafür musste ich natürlich einen Antrag bei der Polizei schreiben. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass ich sogar vom Vermieter eine Bestätigung brauchte, dass ich meine Miete brav bezahlt habe.

Wie gewohnt bei einer Abreise eines Trainees in Baroda trafen sich alle noch einmal in einem Restaurant nach Wahl des Abreisenden. Ich wählte dafür ein Restaurant nahe meines Arbeitsplatzes welches wir erst vor kurzem entdeckt haben. Die Stimmung in mir war an diesem Abend schon eigenartig. Zum einen freute ich mich auf zuhause. Anderseits hatte ich mich wirklich gut in Baroda eingelebt und hatte auch viele Freunde gefunden.

Der Abflug in Baroda gestaltete sich sehr Chaotisch. Begleitet von ein paar Trainees machte ich mich auf den Weg zum Flughafen wo innerhalb von einer Stunde gerade mehrere Flüge starten sollte. Dies ist jeweils die tägliche Rush-Hour. Und prompt zu dieser Zeit stürzte das gesamte Buchungssystem des Flughafens ab. Dies auch gerade im dümmsten Moment, sprich zu dem Zeitpunkt wo gut die Hälfte der Passagiere bereits eingecheckt waren. Jedenfalls wussten sie nicht mehr, welche Plätze im Flugzeug bereits vergeben waren. Das Chaos auf dem Flughafen verschob sich darauf einfach in das Flugzeug. Ich selber hatte das Glück, dass mein Platz nicht doppelt vergeben war und konnte das ganze recht gelassen angehen. Zudem wusste ich, dass ich in Mumbai über 5h Zeit hatte, sodass die Verspätung von Schlussendlich 1h nicht gross störte.

Fazit
Insgesamt war die Zeit in Indien für mich eine wirklich schöne Zeit. Mich hat es persönlich viel gebracht und habe auch viel erlebt und gelernt. Ich sage heute jedem der eine Möglichkeit hat so ein Praktikum zu machen soll sie nutzen wenn er will. Klar gab es negative Erlebnisse aber die Positiven überwogen glücklicherweise. Selbst jetzt über 5 Jahre später habe ich mit einigen Leuten welche ich in Baroda kennengelernt habe noch Kontakt.

Zum Schluss noch ein paar Episoden aus dem Kapitel: Andere Länder andere Sitten:

Joghurt zum Frühstück
Normalerweise ass ich das vom Geschäft organisierte Frühstück. Einmal passierte es aber, dass ich am Montag im Büro war und somit kein Frühstück organisiert war (normale Arbeitswoche war bei uns Di-Sa). Also kaufte ich mir auf den Weg ins Büro ein Joghurt (Masti Dahi) welches ich dann ganz normal im Büro ass. Als mich mein Chef sah, fragte er mich ob ich meine Tests in Masti Dahi ertränken will (Ich machte an diesem Tag Softwaretests). Ich verstand überhaupt nicht, auf was er hinaus wollte. Es ist schliesslich ganz normal, dass Inder zu jedem normalen Essen ein wenig Joghurt nehmen. Die Lösung war dann ganz einfach. Sie nehmen Joghurt immer zur einen Hauptmahlzeit und niemals (pur) zum Frühstück.

Kuchen ohne Gravierung
An einem Sonntag beschlossen Sven, Juliane und ich einen Kuchen für’s Z’Vieri zu kaufen. Hier in Baroda gibt es eine Art Bäckerei wo solche Kuchen herstellt. Also gingen wir hin und wählten einen Kuchen aus. Der Verkäufer  fragte uns dann, was er auf den Kuchen schreiben soll. Wir sagten, dass er sich diese Arbeit sparen kann was er fast nicht begreifen konnte. Er meinte auf jeden Kuchen braucht es eine Widmung wie Happy Birthday oder ähnliches. Einen Kuchen einfach so zu Essen kann doch nicht sein.

Teurer Fahrradreifen
Nach dem Pumpen der Fahrradreifen meines Fahrrades passierte es dass der Schlauch samt Pneu explodierte. Als ich dies dem Fahrradflicker zeigte, meinte es dass er das so nicht mehr reparieren könne. Dafür müsse er einen neuen Reifen nehmen was bedauerlicherweise “very costly” (sehr teuer) sein. Auf meine Nachfrage hin, meinte er dass es Rp. 160 kostet. Umgerechnet sind das rund Fr. 4.–.

Spaghetti mit Proteinen
Teigwaren waren in Baroda weniger bekannt. Man kriegte zwar Barilla-Teigwaren, aber die waren wesentlich teurer als hier in der Schweiz. Deshalb versuchten wir uns einmal mit indischen Teigwaren. Dies war nicht unbedingt eine gute Entscheidung. Obschon, das Ablaufdatum noch lange nicht abgelaufen war, waren diese Spaghetti voller Proteinen (sprich Ungeziefer). Grösstenteils konnten wir diese beim Kochen abschöpfen. Doch schlussendlich war es gleichwohl besser die Tomatensauce vor dem Anrichten unter die Teigwaren zu rühren damit es nicht so auffällt… (keine Angst in der CH würde ich mir das nie erlauben..)

Kleingeldwechsel
Indien kennt wie fast überall auf der Welt sowohl Münzen als auch Banknoten. Der grosse Unterschied zur Schweiz ist aber der Wert der Münzen bzw. Noten. Die grösste Münze hat einen Nennwert von 10 Rupees was ungerechnet 30 Rappen entspricht. 10er Rupees-Münzen und auch 5er sind aber bereits selten. Die Noten beginnen bei 10 Rp. Die Grösste ist 1000 Rupees was rund Fr. 30.– entsprechen. Mein Lohn von Rp 6000 bekam ich jeweils Ende Monat in Bar. Wenn ich Glück hatte, bekam ich ihn in 100er Rp-Noten ausbezahlt. Wenn ich Pech hatte in 500er Rp Noten. Ganz Dumm war es wenn ich ihn in 1000er Rupees ausbezahlt bekam. Es hatte zwar den Vorteil, dass man nicht gross nachzählen musste aber praktisch machte mir dies grosse Probleme. Ich wurde sie nämlich nur schlecht als recht los. Rikshawfahrer hatten selbst bei 100 Rp. Noten Mühe mit Wechselgeld. In den Läden hatten sie nicht immer Wechselgeld für 500 Rp. Einzig in den Restaurant konnte man die 500 Rp Noten loswerden. Da hat es schon mal gegeben, dass jeder Trainee separat bezahlen wollte nur damit er die 500 Rp-Noten eintauschen konnte.. Bei 15 Trainees war dann aber auch das Restaurant nicht unbedingt glücklich darüber.

Gespräch übers Dreieck
Inder sprechen einen Ausländer gerne und oft an. Mangelde Englischkenntnisse spielen dabei keine Rolle. Ich weiss nicht wie oft ich folgende Fragen hörte: Where do you come from? What’s your godname? How old are you? und ganz wichtig Are you married? Ganz speziell war da aber eine Situation in Südindien. Ich war mit Manuela und Julia in der Stadt unterwegs als mich ein Inder ansprach. Dieser fragte mich woher Julia kommt obschon sie direkt neben mir stand. Ich antwortete ihm und sagte auch, dass er sie doch auch gerade direkt fragen kann. Dies wollte er aber nicht verstehen, denn er fragte anschliessend mich ob sie verheiratet sei…

Unsere Unterkunft / Geschlechtertrennung
Einmal wurde ich vom Rotary-Club in Baroda eingeladen um einen kleinen Vortrag über die Schweiz und mein Praktikum hier in Indien zu halten. Dort ist mir zum ersten mal wirklich aufgefallen, wie streng die Inder die Geschlechtertrennung befolgen. Auf der einen Seite sassen die Männer und auf der anderen die Frauen. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, dass die meisten davon als verheiratetes Paar anwesend waren. Wir haben uns darauf mehrfach gefragt was die traditionell eingestellten Inder denken würden, wenn diese wüssten, dass unsere WGs gemischtgeschlechtlich sind und dass ich z.B. das Zimmer lange Zeit mit einer Norwegerin teilte.

Lokale Kenntnisse
Westliche Leute gelten in Indien per Definition als Reich. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass Händler sowie Rishawfahrer oft versuchen für sich sehr guten “Konditionen” herauszuhandeln. Ganz speziell war es jeweils wenn wir mit einem Rucksack beladen nach einer Reise wieder in Baroda ankamen und wir ein Rikshaw für die restliche Distanz brauchten. Da meinten sie natürlich, dass sie z.B. 100 Rp verlangen könnten obschon es praktischerweise nur ca. 25 Rp kosten würde. Da machten sie aber nicht die Rechnung mit uns. Ehe wir in ein Rikshaw einstiegen wurden folgende Konditionen ausgehandelt: Berechnung mit dem Rikshawmeter, kein Nachttarif (wenn vor 23 Uhr) keine Extragebühr für Gepäch. Dies waren nämlich so die üblichen Tricks. Der letzte Trick nahmen wir dann gerade unterwegs weg. Wenn sie meinten, dass sie einen “besseren” Weg kannten korrigierten wir sie sofort. Da waren die Fahrer ganz Baff dass Touristen ihre Stadt so gut kannten…

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Delhi, Agra

Hallo zusammen

Eigentlich gehört mein letzter grösserer Ausflug zu jedem Indienbesuch. An meinen vorletzten Weekend (22-24.1.2005) hier in Indien besuchten Sven und ich noch Delhi und Agra mit dem Taj Mahal. Aber alles der Reihe nach. Delhi liegt rund 1000km nördlich von Baroda. So liegt es schon fast auf der Hand, dass wir die Reise per Flugzeug (Jet Airways) unternahmen. Sven’s Fahrer brachte uns daher am Samstag Morgen früh auf den Flughafen damit wir relativ früh in Delhi ankommen können. Dort erwartete uns ein Taxi, welches uns dann den ganzen Tag durch Delhi chauffierte. So mussten wir uns auch nicht um das Programm kümmern da der Chauffeur einfach so das Standardprogramm absolvierte.

Wirklich bemerkenswert waren dabei 2 Orte. Da war zuerst der Tempel der Bahaii. Dieser Tempel in Form einer Lotusblüte überzeugte uns aus 2 Gründen. Da war zum einen die wirklich imposante Architektur des Gebäudes. Als Kühlsystem des Tempels dienen dabei die 7 Teiche rund um den Tempel. Zum anderen waren wir wirklich positiv über das Personal des Tempels samt ihren Weisungen überrascht. Als wir den Tempel betraten kam sofort eine Helferin und erklärte uns folgendes: Die einzige Regel (nebst Barfusslaufen) besteht darin, dass man ruhig ist. Ansonsten steht es jedem frei in diesem Tempel seinen Gott anzubeten. Wenn alle Gläubigen so denken und handeln würden, gäbe es vermutlich keine Religionskriege mehr.

Auch sehr interessant war die Besichtigung des Humayun-Mausoleum. Im Grunde genommen ähnelt dieses Mausoleum dem Taj Mahal mit dem grossen Unterschied dass dieser Anstelle des weissen Marmors ein roter Stein verwendet wurde. Vor dem Mausoleum versuchte und der Gärtner in einer Art von Englisch und die Geschichte dieser Anlage zu erklären. Weder Sven noch ich haben viel verstanden…

Am Abend brachte uns der Taxichauffeur dann zum Hotel wo wie für die nächsten 2 Nächte reserviert hatten. Da aber unterdessen eine Gruppe für mehr als 2 Nächte buchte, wurde unsere Buchung einfach ohne Rücksprache gekündigt. Auch das ist Indien. Nach langem hin und her meinten sie, dass sie uns bei einem befreundeten Hotel unterbringen könnten. Preislich wäre es einwenig teurer. Das wäre uns noch egal gewesen. Als wir aber das Zimmer sahen, lehnten wir dankend ab. Ich war mir ja unterdessen einiges gewohnt, aber dieser Zimmer war einfach nur ein Loch. Das Taxi hatte sich unterdessen natürlich verabschiedet sodass die Suche auf ein Zimmer nun zu Fuss erfolgte.

Zum Glück hatten wir den Lonely Planet dabei sodass wir in relativ kurzer Zeit etwas brauchbares für die nächsten 2 Nächte fanden. Spätestens jetzt muss ich mal das Klima in Delhi erwähnen. Kurz gesagt, im Januar sind die Nächte in Delhi recht kühl. Im Schnitt sind die Nächte im Januar rund 6 Grad kalt. Nur die Zimmer in den teuren Hotels haben eine Heizung. Jedenfalls war es so, dass obschon ich mit viel weniger Kleidung zu Bett ging als Sven viel wärmer als er. Besser gesagt, ich fand es wirklich angenehm und Sven meinte selbst im Militär (= DDR) hatte er nie so kalt wie in Delhi.

Am nächsten Morgen mussten wir relativ früh aufstehen um den Zug nach Delhi zu erwischen. Dort angekommen mussten wir sicherlich 20 mal nein zu Rikshawfahrer sagen da die Distanz zwischen Bahnhof und Taj Mahal in Laufdistanz ist. Unterwegs begleitete uns trotzdem ein Rikshawfahrer in der Hoffnung dass wir gleichwohl noch zu ihm Einsteigen. Beim lösen des Eintrittsticket mussten wir wieder mal feststellen, dass unserer Meinung nach die Korruption in Indien besonders im Taj Mahal schwer grassiert. Sowohl Sven und ich hatten das Residental Permit welches uns erlaubt, touristische Sehenswürdigkeiten zum indischen Eintrittspreis zu besichtigen. Das funktioniert überall ausser beim Taj Mahal. Selbst fast unendliche Diskussionen mit den Officials half da nichts und wir mussten fast das 37fache bezahlen. Nirgendwo ist der Unterschied so gross wie beim Taj Mahal. Begründung: Das Geld wird für den Unterhalt verwendet. Als ich das meinen indischen Freunden erzählte lachten sie darüber… Die beste Lösung betreffend Kaufkraft und Eintrittspreise fand ich übrigens im Fort von Jodhpur. Dort kostet es für den Ausländer das 12.5 fache aber dafür bekommt man ein MP3 ausgeliehen wo einem pro Standort die Sehenswürdigkeit erklärt. Wenn ein Inder auch einen MP3-Player wollte, bezahlte er kaum weniger. Aber zurück zum Taj Mahal. Kurz gesagt, es ist schon wirklich Majestätisch. Sei es der Bau als ganzes als auch die vielen kleinen Details machen dieses Gebäude wirklich sehenswert. Mein direkter Chef bei Vigorsoft erklärte mir, dass dieses Gebäude extrem auf Symmetrie ausgelegt wurde. Dies ging sogar so weit, dass sie durch Firmamente optische Täuschungen korrigierten. Links und rechts vom Taj stehen 2 identische Moscheen. Die eine wird gebraucht. Die zweite steht böse gesagt zur Zirde da. Diese ist nämlich nicht nach Mekka ausgerichtet und deshalb kann sie nicht als Moschee verwendet werden. Sie wird jetzt als Verwaltung gebraucht.

Der Rest dieses Tages ist relativ rasch erzählt. Nachtessen, Rückreise nach Delhi, schlafen.

An unserem 3. und letzten Tag wollten wir noch zu Fuss das Stadtzentrum von Delhi ansehen. Dafür liefen wir noch mit hungrigen Mägen Richtung Jama Masjid. Das ist die grösste Moschee Indiens. Unser Ziel war es unterwegs irgendwo ein Frühstück zu finden. Das gestaltete sich aber ausserordentlich schwierig. Obschon wir nicht mehr betreffend Hygiene heikel sind, fanden wir nichts wo wir keinen Durchfall oder ähnliches riskiert hätten. Schlussendlich kauften wir ein paar Kekse und ein Schokoriegel.

Die Moschee selber ist wirklich riesig. Links und rechts von der Moschee stehen zwei Minarette von denen man(n) eins besichtigen kann. Man heisst in dem Fall: Alle Männer sowie Frauen mit männliche Begleitung. Irgendwo habe ich gelesen dass es Frauen nur Erlaubt ist den Turm zu besteigen, wenn sie in Begleitung des “verantwortlichen männlichen Verwandten” sind. Wie das definiert wird und wer das kontrolliert…

Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch das Red Fort, das India Gate und die restlichen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Doch leider war alles geschlossen und abgesperrt da am 26.1 der Tag der Republik ist und sie schon für die Feierlichkeiten am aufbauen waren. So schlenderten wir halt durch einen Park in Delhi bis es Zeit war zum Flughafen zu gehen um nach Baroda zurück zu fliegen.

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Jaipur

Hallo zusammen

Einmal sollte ich doch dieses Blog abschliessen. Das hier ist somit Teil 1 von vermutlich 3 Teilen des Abschlusses nach über 5 Jahren nach meiner Rückreise…

Die meisten Trainees beschlossen über Weihnachten nach Goa zu reisen. Juliane und ich fanden diese Idee nicht unbedingt grossartig da Goa über Weihnachten berüchtigt betreffend exessiven Alkoholkonsum ist. So beschlossen wir vom 25-29.12.2004 nach Jaipur zu reisen. Da wir recht spät mit dieser Entscheidung waren, kriegten wir keine Zugtickets mehr auf den regulären Weg. Ich durfte mich also wieder einmal in die tiefen der indischen Bürokratie stürzen. Es ist nämlich so dass gar nicht alle Tickets in der regulären Verkauf geraten. Eine bestimmte Anzahl von Tickets wird für Touristen und für Notfälle reserviert. Nur wie kriegt man diese? Zuallererst muss man am morgen einen ganz bestimmten Informationsschalter der Bahn finden. Der ist selbstverständlich nicht am Bahnhof sondern im Bahnverwaltungsgebäude weit abseits des Bahnhofs (genauer gesagt in der anderen Ecke von Baroda). Auch der Schalter ist dann nicht sofort gefunden. Beim Schalter angekommen füllt man anschliessend ein Formular aus, indem man schreibt wieso man eines der restlichen Tickets benötigt. Hier sah ich übrigens bisher den einzigen Grund wieso die Inder so stark auf Jobtitel ausgerichtet sind. Alle wollten mit ihrem Jobtitel ihre Wichtigkeit betonen damit sie noch ein Ticket kriegen. Mein Jobtitel war Tourist. Nachdem ich den Antrag abgegeben hatte verabschiedete ich mich weil der Entscheid erst am Abend mitgeteilt wird. Also fuhr ich mit dem Bike noch einmal hin. Nach kurzem warten kam dann ein überaus freundlicher Angestellter mit 2 Tickets zu mir! Geschafft. Beim herausgehen konnte ich noch ein Blick in die Amtsstube werfen. Ich sah etwa 20 Arbeitsplätze. Keiner dieser Arbeitsplätze hatte ein Telephon, Computer oder ein anderes elektronisches Gerät. Keine Ahnung was diese den ganzen Tag machen.

Die Hinreise nach Jaipur verlief eigentlich ganz ereignislos. Wir waren einigermassen pünktlich angekommen. Beim Bahnhof erwartete uns das übliche Spiel. X-Hotelbesitzer und Chauffeure wollten uns bedienen. Wir hatten aber bereits 2-3 Hotels in Laufdistanz vom Bahnhof im voraus herausgesucht sodass wir all diese Angebote ausgeschlagen hatten. Bereits das erste Hotel gefiel uns dermassen, sodass wir die Suche sehr rasch einstellen konnten.

Ein paar Worte zu Jaipur. Jaipur ist sehr touristisch aber gleichwohl sehr indisch. Die Stadt selber nennt sich auch “Pink City” weil die Häuser im Stadtzentrum alle Pink angemalt sind. Juliane und ich nennen diese Farbe eher braun. Das Zentrum von Jaipur ist sehr symentrisch aufgbaut. Sämtliche Strassen sind schnurgerade und parallell oder vertikal zueinander ausgerichtet. Der erste Tag verbrachten wir mit dem erkunden der Stadt. Es gab wieder einmal einiges zu sehen. Neben den vielen Textilshops gab es sogar ein Händler der Eis verkaufte. Das Eis lagerte er ungekühlt als ein einzig grosser Klotz. Im Unterschied zu Baroda sieht man hier noch viele Velorikschaw. Die Fahrer dieser Rikschaw preisen dabei ihre Velos als Helikopter an. Ich habe noch nie einen Helikopter gesehen, dessen Maximalgeschwindigkeit bei Normallast (in dem Fall Fahrer plus 2 Personen) kleiner als 10 km/h ist…

Am nächsten Tag machten wir uns zuerst auf den Weg zum Fort Amber. Bei der Hinfahrt war ich ganz erstaunt, dass unterwegs es viele AC-Busse hat. Einige davon waren mit Kuoni angeschrieben. Aha, wir sind jetzt wirklich an einem Ort gelangt, wo es einige westliche Touristen hat. Der letzte Weg zum Eingang kann man entweder per Fuss oder per Elephant absolvieren. Da dieser Elephantenservice schon sehr nach Touri-Aktion aussah zogen wir den kurzen Fussmarsch vor. Beim Kauf der Eintritttickets gab es dann eine schöne Szene. Ich habe hier in in Indien ein sogenanntes “residental permit”. Dies bekommt man, wenn man länger als ein halbes Jahr im Land lebt. Dies berechtigt dann eigentlich auch, dass man überall nur den indischen Eintrittstarif bezahlen muss (Ausnahme siehe Taj Mahal 🙁  Blog folgt später). Der Preisunterschied ist dabei zum Teil sehr happig und kann locker das zwanzigfache ausmachen. Beim Fort Amber machten sie dafür extra zwei Kolonnen und ein Angestellter bemühte sich dass alle Leute am richtigen Ort anstanden. So stand ich dementsprechend bei den “Indians” an. Er sah mich und meinte zu mir “all non indians over here please” und wollte mich in die andere Kolonne weisen. Meine Antwort “sorry i am Indian” verdutzte nicht nur ihn sondern auch alle Touristen um mich herum. Daraufhin zeigte ich ihm mein Residental permit und die Welt war für ihn wieder in Ordnung.

Das Fort selber war wieder sehr eindrücklich. Im Unterschied zum Fort in Jodhpur ist dieses Fort aber im allgemeinen in einem viel schlechteren Zustand. Das Fort selber steht auf einem Hügel sodass es auch im Fort selber oft rauf und runter geht. Juliane (sie stammt aus dem flachen Hamburg) meinte zu meinen forschen Tempo dass sie im Gegensatz zu mir keine Bergziege sei.

Zurück in Jaipur wollten wir gerade das Hawa Mahal (Palast der Winde) von aussen besuchen als mich mein Vater anrufte. Der 26.12.2004 war ja der Tag des Tsunami und da er wusste, dass Pia in Khao Lak war, wollte er mich informieren. Nachdem ich feststellen musste, dass an diesem Tag per Internet noch gar keine Infos verfügbar waren beschlossen wir zurück ins Hotel zu gehen um uns einwenig auszuruhen. Das anschliessende Nachtessen war zwar sehr gut aber höchstwahrscheinlich hatte dieses Essen noch eine Nachgeschichte. Davon später mehr….

Spät am Abend bekam ich von Pia ein SMS sodass ich zumindestens wusste, dass sie überlebt hatte.

Am 27.12.04 und somit unserem letzten Tag in Jaipur besuchten wir noch das Jantar Mantar sowie das Hawa Mahal von innen. Das Hawa Mahal ist ein 5 Stöckiges Fassadengebäude (die oberen 3 Stockwerke bestehen de Facto nur aus Fassade). Bemerkenswert sind dort noch die Brüstungen die gegen das Herunterfallen in den Innenhof schützen sollen. Ich bin ja nicht der Grösste aber selbst bei mir kamen diese Brüstungen nur bis zu den Knies. Ich glaube kaum, dass dies in der Schweiz so zugelassen wäre.

Die Heimreise selber wäre eigentlich kaum erwähnenswert gewesen, wenn nicht Julianes Magen zu rebellieren drohte (Nachtessen von gestern?). Es begann mit Durchfall und genau als wir morgens sehr früh in Baroda eintrafen musste sie sich übergeben. So beschlossen wir kurzfristig, dass ich temporär in ihre WG zügle, da sie sonst alleine krank zuhause war. Ca. 4 Stunden später ging mir es dann gleich. Das einzig positive daran war, dass wir jetzt fast sicher wussten, was los ist. Wir hatten unterwegs etwas schlechtes gegessen und es ist sicher kein Malaria. Zum Glück war der Spuk bei beiden am Abend vom gleichen Tag vorbei.

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Ausflug Ahmedabad mit Hochzeit, erste Hilfe Einsatz und indische Post

Hallo zusammen.

Und schon wieder ist ein Monat vergangen seitdem ich mich zum letzten Mal gemeldet habe.

Wie ja schon im letzten Travel Report erwähnt, habe ich ja für die letzten 2 Monate die Wohnung gewechselt. An der Infrastruktur und an den Mitbewohner gibt es ja überhaupt nichts auszusetzen, aber die Sauberkeit lässt ein wenig zu wünschen übrig. Ich habe jedenfalls zum Beispiel am ersten freien Tag mal den Kühlschrank enteist. Wir haben hier so ein Kombigerät mit einem zusätzlichen Gefrierfach. Dieses Fach konnte leider nicht mehr gebraucht werden. Das ganze Fach war nämlich zugefroren. –> Ich musste rund 10kg Eis entfernen (wenn nicht mehr).

Am 16.12 waren Juliane (eine Trainee aus Hamburg) und ich zu einer Hochzeit in Ahmedabad eingeladen. Juliane ist ein aktives AIESEC-Mitglied und so kannte sie Hetvi, welche dieses Jahr ein Traineeship in Hamburg machte. Ahmedabad liegt nur etwa 120km nördlich von Baroda und so liegt es auf der Hand, dass wir für diese Strecke den Bus nahmen. Es war ja auch der gleiche Bus den Pia und ich für die Reise nach Udaipur brauchten. Das war auch gut so, weil ich schon das letzte Mal der Verdacht hatte, dass im gesamten Busbahnhof mit rund 30 Bussen pro Stunde kein einziges Wort auf English geschrieben ist! Zum Glück wusste ich ja jetzt wo wir für die Tickets anstehen mussten. Im Bus selber habe ich wieder einmal festgestellt, wie kreativ die Inder mit schaffen von Arbeitsplätzen sind. Es ist doch immer schön wenn man als Berufsbezeichnung „Rückspiegelersatz“ angeben kann. Die Busse hier haben in der Regel gar keinen Rückspiegel. Also schaut halt jemand auf der rechten Seite (Linkverkehr!) und informiert den Fahrer über ein Seil-Glockensystem den Fahrer über die aktuelle Verkehrslage.

Ahmedabad ist die 8 grösste Stadt Indiens und von daher war es auch nicht erstaunlich, dass wir nicht unbedingt so genau wussten wo wir eigentlich hin mussten. Hetvi sagte uns, dass wir dem Rikschafahrer einfach „TV Tower“ sagen sollen und von da ist es dann nicht mehr so weit. Leider mussten wir feststellen, dass die Rikschafahrer dies auch nicht so unbedingt kennen. Glücklicherweise half uns dann ein Inder und erklärte dem Rikschafahrer nicht nur den Weg sondern teilte mit uns gerade auch eine Rikscha sodass wir den Fahrpreis teilen konnten.

Heia selber ist eine richtige Powerwoman und für indische Verhältnisse sehr westlich orientiert. Jeans sind für sie zum Beispiel überhaupt nichts mehr besonderes.

Bis 3 Wochen nach diesem Ausflug glaubte ich, dass ich die eigentliche Hochzeit miterlebte. Es waren aber „nur“ die Vorbereitungen zur Hochzeit welche sich über rund 10 Tage erstrecken. Trotzdem waren am Samstagabend und Sonntagmorgen/Mittag über 100 Personen anwesend und die wollen natürlich versorgt sein. Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass die anwesenden Gäste ein Trinkgeld für ihre Anwesenheit bekamen.

Der Sonntagabend war dann für den Vorhochzeitsstreich reserviert. Alle Familienmitglieder des Bräutigams von derselben Generation oder Jünger gingen ohne Vorwarnung zur Familie der Braut. Das machte so ungefähr 20 Personen. Der Sinn und Zweck der ganzen Aktion war einzig und alleine von der Familie teils unmögliche Sachen, Dinge zu verlangen. Zum Beispiel:

Sie wollten zuerst mal auf die Dachterrasse, aber dafür wollten sie die Treppe nicht nehmen. Daher fragten sie nach einem Aufzug obschon das Haus keinen Aufzug hat.

Die ganze Sache ging dann über eine Stunde so weiter.

Was mich dabei erstaunte, wie gelassen die Familie diesen „Überfall“ ertrug. Sie waren gar nicht verärgert. Nein im Gegenteil, sie amüsierten sich auch.

Die Rückfahrt selber war auch wieder einmal Indien pur. Die Qualität der Busse lässt ja zu wünschen übrig aber in der Regel funktionieren sie jeweils mehr oder weniger Pannenfrei. Nicht aber bei dem Bus, welchen wir für die Rückfahrt nach Baroda nahmen. Bei fast voller Fahrt auf der Autobahn versagte plötzlich das Getriebe! Ein Funkgerät für das aufbieten eines Ersatzbusses haben sie natürlich nie dabei (ich zweifle aber auch, ob sie überhaupt Ersatzbusse hätten). Wieder einmal durfte ich die Gelassenheit der Inder bewundern. Da gab es kein Murren und niemand fluchte vor sich hin. Man liess sich eine Bestätigung geben, dass man bereits bis nach Baroda bezahlt hat und stieg aus dem Bus.

Dann hiess es einfach warten. Warten auf einen anderen Bus der per Zufall auch gerade dieselbe Strecke abfährt. So einer kam dann auch etwa nach bereits 20min doch dieser war eigentlich auch voll.

Etwa 20 Stehplätze waren aber noch verfügbar. Zum Glück hatten Juliane und ich wenig Gepäck sodass wir zu den schnelleren gehörten und uns so unsere Plätze in diesem Bus sichern konnten. Was mit den restlichen Fahrgästen und mit dem Bus passierte konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen.

Kurz vor Weihnachten konnte ich auch hier in Indien von meine 1.Hilfe Kenntnisse Gebrauch machen. Vor meinen Augen machte eine Mitarbeiterin von Vigorsoft einen Epilepsieanfall. Das ist ja in der Regel überhaupt nichts tragisches und etwas was die betroffene Person in der Regel nichts dafür kann, aber seitdem meidet diese Person den Kontakt mit mir. Wieso das so ist, weiss ich nicht. Ich nehme mal an, dass dies ins Kapitel „andere Länder – andere Sitten“ geht.

Mal ein Wort zur indischen Post:

Ich weiss gar nicht, ob ich es schon einmal erwähnt habe, aber wenn ich ein Bahnticket über Internet bestelle wird dieses in Dehli ausgedruckt und innerhalb eines Arbeitstages nach Hause geliefert. Das ist schlicht und einfach eine Meisterleistung da Dehli ca. 1000km von Baroda entfernt liegt.

Hingegen gibt mir die lokale Poststelle am Bahnhof Baroda zu denken. Ich war um halb zwölf dort und wollte 4 Briefe aufgeben. Das war aber nicht möglich da die Briefannahmeperiode erst ab 12 Uhr beginnt. Warum sagte ich Briefannahmeperiode und nicht ganz einfach etwas wie Öffnungszeit? Diese Information bekam ich von der überaus netten Frau am Schalter. Eine halbe Stunde später konnte ich dann die Briefe am gleichen Schalter wie vorhin aufgeben!

So obschon ich unterdessen bereits vieles mehr erlebt habe (u.a. Ausflug nach Jaipur), schliesse ich mal diesen Travel Report ab. Sonst wird dieser auch wieder extrem lange und es dauert noch länger bis ich ihn fertig habe.

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Entwarnung

Hallo zusammen

Nur ganz kurz eine Entwarnung betreffend Erdbebenkatastrophe in Asien. Baroda liegt im Nordwesten Indiens und somit komplett ausserhalb der Katastrophenregion. Das heisst wie hatten weder eine Flut noch irgendwelche Erdbeben.

Meine Freundin hingegen hat es dagegen weniger gut. Sie ist im Moment ja in Phuket (Thailand). Sie hat die Katastrophe zum Glück überlebt (so wie es scheint sogar komplett unverletzt). Ihr Hotel in dem sie arbeitet wurde anscheinend aber zu rund 80% zerstört (vermutlich rund 200 tote Hotelgäste). Mehr Infos diesbezüglich habe ich im Moment auch nicht.

Der nächste richtige Travel Report folgt schon bald.

Liebe Grüsse aus Indien und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Reto

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Namada Dams, Computeranlage und Umzug

Damit dieser Bericht nicht schon wieder so lange wird, sollte ich wohl ihn schon jetzt schreiben….

Eine Woche nach meinen Trip nach Kerala ging es schon wieder auf reisen. Diesmal zwar nur zu den 90km Entfernten Namada Dams. Doch aus dies dauerte für den Hinweg 2 1/2 h mit dem privaten Auto. Zurück schafften wir das ganze aber in sensationellen 1 1/2 h. Der Unterschied lässt sich ganz einfach erklären. Obschon wir einen einheimischen Fahrer hatten, fanden wir diese Dämme nicht auf Anhieb. Wir waren somit gezwungen Passanten nach dem Weg zu fragen. Baroda ist ja schon nicht touristisch und wir sind ja schon fast gewöhnt, dauernd angesprochen zu werden. Stellt euch aber mal den Aufruhr in einen Dorf ausserhalb Baroda vor, wenn da ein Auto mit 7 weissen Insassen nach dem Weg fragt. Diese Leute haben vermutlich seit Jahren keinen Nichtinder mehr gesehen.

Die Dämme sind aus Schweizer Sicht nichts besonderes. Es ist in etwa so wie unsere Stauseen. Es war dennoch schön wieder mal so etwas zu sehen. In Baroda ist die Farbe Grün ja nicht sehr verbreitet.
Bemerkenswert war auch den Sicherheitscheck den wir zuerst passieren mussten. Um diesen Dam besichtigen zu können, muss man zuerst einen Passierschein kriegen. Man kriegt diesen zwar ohne Gebühren und Probleme, aber nicht direkt am Checkpoint. Diesen Schein kriegt man in einem Büro einige Kilometer vom Checkpoint entfernt. Dies ist halt ein weiteres Kapitel aus: „Bürokratie in Indien“.

Ich durfte feststellen, dass meine Firma Computertechnisch für indische Verhältnisse sehr gut ausgerüstet ist. Sie haben ja auch letzte Woche alle Röhrenmonitore durch Flachbildschirme ausgetauscht. Der Grund dafür ist recht simpel. Hier in Indien ist Stromausfall sehr häufig. Die Firma hat zwar riesige Batterien welche rund 1h Stromunterbruch Überbrücken können. Durch den Ersatz der Röhrenmonitore konnte jetzt diese Zeit vergrössert werden. Dies ist auch dringend nötig. Wir hatten auch schon Stromunterbrüche die den ganzen Nachmittag dauerten.
Bei der Arbeitsstelle einer anderen Trainee, sieht es dagegen ganz anders aus. Sie ist glücklich, dass sie bereits einen Farbmonitor haben. Das der PC ein CD-ROM hat ist überhaupt nicht selbstverständlich. Batterien die Stromunterbrüche überbrücken können sind nicht vorhanden. Letzte Woche war zudem ein Drucker ausgestiegen. Da wir ja in einem Land sind, wo alles repariert wird, wurde auch der wieder so gut es geht repariert. Ich hätte ja noch irgendwie Verständnis zu diesem vorgehen, wenn es sich dabei nicht um einen Uralten Nadeldrucker ginge, der den Geist aufgab. Sie hat mir erklärt wie man diesen jetzt bedienen muss um 1 Seite ausdrucken zu können. Kurz gesagt, man muss ihn mehrmals im richtigen Moment ein- und ausschalten ehe man den Druckjob in Auftrag geben kann. Wenn man 2 Seiten ausdrucken will, beginnt man dann mit dem Prozedere wieder von vorne… Die Firma handelt übrigens mit Chemikalien und agiert auf dem internationalen Markt.

Seit vorgestern Morgen bin ich nicht mehr ein Bewohner von der WG namens Galaxie. Ich und Ida beschlossen heute Morgen nach Nizampura umzuziehen. Dies machten wir ohne Rücksprache mit AIESEC. Im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass dies ein sehr guter Schritt war. Sie haben nämlich bereits beschlossen, dass Galaxie geschlossen wird. Es wäre ja noch schön, wenn man die Bewohner von Anfang an informieren würde. Das ist hier bei AIESEC leider ein generelles Problem. Die Kommunikation ist nicht gerade ihre Starke….

Cu
Reto

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Arbeit, Goa, Udaipur, Pawargath Hill, Autobahn, Kerala

Schon ist es wieder weit über ein Monat her, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Dafür ist dieser Travel Report wesentlich umfangreicher als auch schon. Ihr seid hiermit also gewarnt…

Das lange Schweigen meinerseits hat einen ganz einfachen Grund. Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt. Mit Ausnahme vom Schlafen war ich seit dem letzten Travel Report nie länger als 2h zu Hause! Aber alles der Reihe nach.

Die erste Oktoberhälfte ist eigentlich schnell erzählt. Im Büro herrschte Hochbetrieb sodass ich an 13 Tagen hintereinander arbeitete und das bis zu 13 h am Tag. Langsam aber sicher werde ich hier zum Datenbankspezialisten.

Umso mehr freute ich mich aber auf den 11. Oktober. An diesem Tag reiste ich nach Mumbai, wo ich meine Freundin Pia vom Flughafen abholte. Der ganze Tag begann aber mit einer Schrecksekunde. Als ich am Morgen hier in Baroda auf den Zug wollte, erfuhr ich, dass er 5 h Verspätung hat. Das ganze brachte mir meinen Zeitplan komplett durcheinander. Es ist ja überhaupt nicht neues, dass die Züge hier in Indien verspätet sind aber ich habe nur etwa 2h Reserve eingeplant. Pia und ich wollten ja am gleichen Abend mit dem Zug noch nach Goa weiterreisen. Ich fragte jedenfalls an einem Schalter, ob es noch einen alternativen Zug nach Mumbai gibt. Ich vernahm dann dass es noch einen Luxuszug gibt, der anscheinend noch nicht ausgebucht sei. Offen gesagt, muss ich zugeben, dass ich diese Aussage eher vermutete als wirklich richtig verstand. Das Englisch des Angestellten war sehr schlecht und die Akustik einer Bahnhofshalle mit über 100 wild gestikulierenden Indern ist auch nicht die Beste. Jedenfalls musste ich an insgesamt 7 Schaltern vorbei eher ich das neue Ticket hatte. Zuerst musste ich schliesslich die Zugnummer erfahren, dann ein Reservierungsbogen ergattern, dann den Schein für die Annullierung des verspäteten Zuges ausfüllen, dann den Zuschlag für den neuen Zug bezahlen und schliesslich die Sitzplatzreservation des Luxuszugs vornehmen. Wir wären ja nicht in Indien, wenn man alles an einem einzigen Schalter erledigen könnte.
Das nächste Problem folgte aber sogleich. Ich habe mich für die Reise gut vorbereitet und mir genau überlegt, an welchen der rund 10 Fernverkehrbahnhöfe Mumbais ich aussteigen muss und wie ich dann zum Flughafen gelange. Aber dieser Luxuszug hielt nicht am geplanten Bahnhof und ich hatte keine Ahnung wo er überhaupt anhält. Eine Inderin welche im gleichen Abteil sass half mir dann glücklicherweise. Sie musste sogar am gleichen Bahnhof (Andreoli) wie ich aussteigen und so konnte sie mir den Schalter zeigen, wo ich das Ticket nach Ville Parle lösen muss. Ville Parle ist der nächste Bahnhof vom Flughafen aus. Nachdem ich nun definitiv weiss, dass man die Distanz vom nationalen Flughafen zum internationalen nicht laufen kann und ich definitiv alle Rikshaw- und Taxichauffeure in Mumbai hasse, erreichte ich Pias Ankunftsort. Zu meiner Verteidigung hin wird in Mumbai auch der nationale Flughafen als internationaler bezeichnet.

Ich war ja vorgewarnt, dass Pia ihren Riesenteddybär mitnimmt. Er ist ja sehr hübsch und er ist die Attraktion schlechthin, aber es war nicht gerade förderlich damit wir unbeschadet während der Rush Hour mit dem ÖV den Ausgangbahnhof des Zug nach Goa erreichten. Ihr und mein Gepäck kamen ja noch dazu. Die Inder verhalten sich nämlich dann wirklich wie Tiere. Da gilt ganz einfach das Recht des Stärkeren. Wer nicht rechtzeitig hinausspringt hat kaum eine Chance auszusteigen! Rechtzeitig heisst in Mumbai, sobald der Zug im Bahnhof einfährt aber noch gar nicht richtig mit Bremsen begonnen hat. Man wird sonst einfach von den Einsteigewilligen wieder in den Wagen hineingedrückt. Platzangst darf man natürlich auch nicht kennen. Es gab auch einige, die auf den Dächern des Zuges sassen. Man bedenke dabei, dass die Strecken elektrifiziert sind und diese Leute somit weniger als 1m unter einer Starkstromleitung sitzen. Unsere Rettung war aber dann ganz einfach. Glücklicherweise war unsere Fahrtrichtung entgegen dem allgemeinen Rush und ein Inder teilte uns mit, dass in kurze ein Zug kommt der genau an unserem jetzigen Bahnhof die Richtung kehrt sodass wir als erste Einsteigen können. Das nächste war geschafft. Betreffend der Fahrt nach Goa gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Halt das übliche. Wir leisteten uns 2. Class AC und der Zug hatte Schlussendlich3 h Verspätung.

Der Strand von Palolem entschädigte aber die ganzen Reisestrapazen voll und ganz. Schaut euch die Bilder auf der Homepage an. Das sagt mehr als 1000 Worte. Es war auch das erste mal seit über 3 Monate wo ich richtig gutes Rindfleisch bekam!
Nach 2 Nächten hiess es aber schon wieder Abschied nehmen von Palolem, da wir noch etwas von Goa sehen wollten. Palolem liegt für Ausflüge zu schlecht. Da uns das ganze Gepäckschleppen zu mühsam wurde gönnten wir uns einen grossen Luxus. Wir nahmen für die rund 80km Fahrt nach Dona Paula (nähe Panjim) das Taxi. Zum Glück sind wir in Indien und so kostete uns der ganze Spass nur ca. Fr. 20.-. Das Hotel das mir ein Arbeitskollege (Vielen Dank Gerry) empfohlen hatte war genial. Hoteleigener Strand, Pool, Restaurant etc. und wir waren im Moment die einzigen Gäste. Am nächsten Tag besuchten wir mittels ÖV (aber ohne Gepäck) Old Goa, welches auf der Liste der UNESCO steht. Diese Stadt hatte einmal 300’000 Einwohner und war grösser als damals London. Heute ist bis auf die riesigen Kathedralen nichts mehr übrig geblieben. So stehen diese Kirchen einfach alleine in der Gegend herum. Abgesehen natürlich von den vielen Indern, die dir Souvenirs andrehen möchten.
Aber auch hier blieben wir nur leider 2 Nächten und so sassen wir uns kurze Zeit später im Zug zurück nach Baroda. Vom Zug aus machte ich noch einige Photos die auch auf der Homepage sind. Diesmal hatte der Zug nur rund 1h Verspätung die er bis nach Baroda fast aufholte! In Baroda angekommen, fuhren wir direkt zu Sven bei welchem wir die nächsten 1 ½ Wochen bleiben oder zumindest unser Gepäck zwischenlagern konnten. Wir hätten auch in meiner WG wohnen können, aber bei Sven hatte es definitiv mehr Platz. @Sven: Vielen Dank noch einmal für deine Gastfreundschaft! Da ich darauf die nächsten 4 Tagen arbeitete musste, gibt es für diese Tage auch nicht viel zu erzählen.
Am Donnerstagabend (21.10) hiess dann unser nächstes Reiseziel Udaipur. Da es keine direkten Züge dorthin gibt und die Züge ja kaum pünktlich sind nahmen wir den Bus nach Ahmedabad wo wir dann auf den Zug umstiegen. Sven jammert ja immer, dass Baroda eine dreckige Stadt ist, wobei er nicht unrecht hat. Aber im Gegensatz zu Ahmedabad ist Baroda die Erholung pur. Ich habe noch nie eine solche Luftverschmutzung gesehen wie dort. Ich glaube es zwar kaum, aber mir wurde gesagt, dass es früher noch viel schlimmer war.
Udaipur selber ist auch eine Reise wert. Die Wüstenstadt, in welcher der James Bond Film Octopussy gedreht wurde, wäre eigentlich durch seine ausgedehnten Seen bekannt, aber die übermässige Wasserentnahme und nicht gerade überaus heftigen Monsunniederschläge in dieser Region liessen die Seen zu einer kleinen Pfütze verkümmern. Schön ist die Stadt aber immer noch (wenn da nicht wieder die überaus aufdringlichen Ladeninhaber wären).
Am 3. und letzten Tag in Udaipur unternahmen wir noch einen halbtägigen Ausritt hoch zu Ross. Es war schon mal die Landschaft aus dieser Perspektive zu sehen. Das schöne war vor allem, dass der Ausritt ausserhalb der Touristenpfade war. Die Kinder hatten jedenfalls Freude und zu sehen und bettelten nicht immer nach Rupees.
Die Heimreise war dann weniger toll. Weil wir nicht am Morgen um 4 Uhr in der Früh in Ahmedabad eine Heimreise nach Baroda organisieren wollten, nahmen wir den Bus nach Baroda. Der Car war komplett überfüllt und die ganze Nacht lief indische Musik. Ich jedenfalls schlief einigermassen gut auf den Fussboden des Cars.
Leider waren kurz darauf die 2 ½ Wochen die Pia mich besuchte schon vorbei. Sven offerierte uns zum Abschied noch sein Auto mitsamt Privatchauffeur sodass wir wieder luxuriös zum Flughafen von Baroda fuhren, wo Pia dann kurze Zeit später in das Flugzeug von Jet Airways stieg.
Im letzten Travel Report erwähnte ich, dass bei mir das Reisefieber ausgebrochen ist. So ist es auch nicht erstaunlich, dass ich am darauf folgenden Wochenende mit 3 anderen Trainees einen Arbeitskollegen einer Trainee und Sven einen Ausflug in die Pawargath Hills unweit von Baroda unternahm. Auf dem Netz fand ich einige Bilder die noch recht hübsch aussehen. Natur und Ruhe war die Idee. Leider war die Realität ein wenig anders. Tausende von Indern hatten die gleiche Idee. Das hatte auch zu Folge, dass ohne Unterbruch am Wegrand des rund einstündigen Aufstiegs Händler ihre Waren anboten. Oben am Gipfel war dann ein Tempel. Das war auch der Grund wieso so viele Inder dort hinauf wollten. Von oben sah ich glücklicherweise einen See auf einer Hochebene welcher ganz in der Nahe war und vor allem Menschenleer war, war für uns kein Halten mehr. Genau das hatten wir gesucht.
Diese Reise machten wir wiederum mit Sven Auto. So kam ich in den Genuss mal die indischen Autobahnen bei Tage zu erleben. Als wir bei der Mautstelle waren, fragten wir uns wieso sie den Tarif für eine Rikshaw aufgeführt haben. Meistens bin ich ja in Baroda mit meinem Velo schneller als dieses Vehikel. Doch wir hatten uns geirrt. Tatsächlich trafen wir bereits nach 5 Minuten auf ein solches. Dieses war zudem mit rund 10 komplett überladen (Ab 3 Personen wird es normalerweise schon eng). Das war aber noch lange nicht alles. Wenn man 10 Personen in ein Rikshaw bringt, dann bringt man noch viel mehr in ein Auto. Es kursieren in Europa häufig Bilder von überladenen Fahrzeugen. Dies sind definitiv keine Photomontagen. Das ist die Realität. Wir haben aber noch viel mutigere Personen auf der Autobahn angetroffen. Velofahrer! Und da diese den besonderen Kick brauchten fuhren sie noch entgegen der Fahrtrichtung!
Pannenstreifen kennen die indischen Autobahnen ja nicht. Wozu auch? Wenn man eine Pause machen will, hält man einfach auf der linke Fahrspur aus. Da spielt es auch keine Rolle ob man mit Auto, Lastwagen oder Bus unterwegs ist.
Kleine Frage: Was macht man wenn man eine Vespa hat und gerne einen Trike will. Ganz einfach. Man baut das Vespa zu einem Trike um, indem man ein Rad anbaut (gesehen in Baroda)!

Eine Überraschung gab es dann für mich auf der Arbeit. Ich wurde von allen Mitarbeiter zum Employee of the Month of the Software Testing Group gewählt. Die letzte Wahl war übrigens vor meiner Zeit bei Vigorsoft (obschon ich schon seit 4 1/2 dort arbeite).

Was bei uns Weihnachten ist, ist in Indien der Diwali. Mein Betrieb machte jedenfalls für eine Woche zu und so konnte ich in dieser Zeit die nächste Reise unternehmen. Diesmal ging es wie im letzten Travel Report schon erwähnt nach Kerala. Auch diesmal hatte ich das Glück dass ich nicht alleine Reisen musste. Manuela Zingg war von meinen Reiseberichten so überzeugt, sodass sie selber nach Indien kam. Sie unternahm zuerst eine geführte 2wöchige Tour im Norden Indiens und die 3. Woche verbrachten wir dann zusammen in Kerala. Zusätzlich begleitete uns die ersten 4 Tagen noch Julia (Trainee aus Österreich). Der Treffpunkt mit Manuela war wie bei Pia der Flughafen in Mumbai. Dank meinen Erfahrungen aus der Goa Reise buchte ich im letzten Moment auf Flugzeug um, da ich feststellen musste, dass ich zeitlich viel zu knapp (= 3h) kalkuliert habe. Einen anderen Zug zu reservieren war nicht mehr möglich, da während Diwali alle Züge hoffnungslos aus- oder besser überbucht sind.
Kerala liegt ganz im Süden Indiens. Das heisst von Baroda waren es rund 1800km. Das ist es auch nicht erstaunlich, dass wir zumindest den einen Weg per Flug unternahmen.
Gelandet sind wir dann (pünktlich!) in Trivandrum wo wir dann (wiederum) ein Taxi nahmen um nach Vakala Beach zu gelangen. Vakala ist in vielen Punkten ähnlich wie Goa. Der Strand ist zwar nicht ganz so schön wie Palolem, aber der Food lässt keine Wünsche übrig. Es sind auch nicht viele andere Orte in Indien wo Frauen im Bikini oder auch nur mit ärmellosen T-Shirts oder Shorts herumlaufen können. Inderinnen baden übrigens immer im Sari!
Apropos Food: Am 2. Abend in Vakala gönnten wir uns den Luxus von Lobster, Red Snapper und Butter Fish. Das ganze auf dem Grill gebraten und köstlich gewürzt. Aber was ist schon Luxus? In der CH würden man für die je Fr. 5.- die wir für alles zusammen bezahlt haben nicht einmal ein einfaches Menu bekommen.
Am 3. Tag in Kerala fuhren wir dann mit dem Zug nach Kollam wo wir eine 7 h Schifffahrt auf den Backwaters nach Allepey unternahmen. Auch hier schaut ihr am Besten einfach auf meine Homepage. Ich werde in kurze diverse Photos dazu auf das Netz stellen. Nach einer Nacht in Allepey kamen wir eigentlich zu dem Höhepunkt dieses Trips. Wir mieteten uns für 22h ein ganzes ca. 20m langes Hausboot mit 4 Mann Besatzung. So fuhren wir den ganzen Tag auf den Backwaters herum. Die Nacht verbrachten wir dann auf dem Schiff mitten auf dem Wasser.
Tag darauf erreichten wir Kochi, wo wir unter anderem den Gewürzmarkt und das jüdische Viertel besuchten. Danach verabschiedete sich Julia von uns. Sie wollte noch einige Tage in Goa verbringen.
Manuela und ich buchten dann für die verbleibenden 2 Tage eine Reise nach Munnar mit dem naheliegenden Chinar Wildlife Sanctury. Dieser Nationalpark beherbergt unter anderem noch rund 700 wild lebende Elefanten. Die Hinfahrt war aber schon ein Abenteuer. Insgesamt waren es pro Weg rund 180km. Für die letzten 40km brauchten wir aber über 2h. Die Qualität der Strasse war zumindest mangelhaft. Kurz vor dem Beginn der einstündigen Wanderung sahen wir vom Auto aus bereits die ersten 4 Elefanten. Leider waren es aber auch schon die einzigen die wir sahen. Dafür sahen wir auf dieser ersten Wanderung rund 20 Bisons und diverse Rehe. Der Endpunkt dieser Wanderung war ein Baumhaus, welches auch gerade unser Nachtquartier war. Tags darauf machten wir dann noch 2 weitere Wanderungen à je 3 Stunden. Auch hier kann ich auf die Photos auf der Homepage verweisen, welche ich in kurze hochladen werde. Munnar selber ist für seine Teeplantagen gekannt. Neben Bihar im Norden Indiens ist Munnar der zweite grosse Teeproduktionsort Indiens. Dieser zweitägige Ausflug hatte aber einen Nachteil namens Monsun. In diesem Gebiet gibt es pro Jahr 2 Monsunzeiten und jetzt ist gerade das Ende der 2. Zum Glück ist es in Indien aber immer noch rund 30 Grad, sodass uns mit Ausnahme dass es schwierig war gute Photos zu machen gar nicht störte.
Am Sonntag blieb dann eigentlich nicht mehr viel Zeit um etwas grosses zu Unternehmen. Um 14 Uhr fuhr ja unser Zug nach Mumbai den wir nicht verpassen durften. So reichte es eigentlich „nur“ zu einem ausgedehnten Frühstück/Mittagessen mit Lobster und Butterfish welche wir direkt vom den Fischern abkauften und dann in einem Restaurant zubereiten liessen. Am Bahnhof von Ernakulum traf ich dann noch auf eine Italienerin welche für 3 Monate nach Goa will. Ich fragte sie dann ganz diskret nach ihrem Ticket, weil ich wusste, dass in der Hauptklasse rund 500 Personen auf der Warteliste waren. Sie zeigte es mir und ich durfte feststellen, dass sie „3. Class Sitting Chair“ gebucht hatte. Diese Klasse hat einen übernahmen namens Holzklasse. Ich weiss leider nicht, in welchem Zustand sie Goa erreichte. Es gibt sicherlich angenehmere Varianten zu reisen, als 13h in einem restlos überfüllten Wagen mit Holzsitzen zu verbringen. Zum Glück hatten wir alles schon fast 2 Monaten im Voraus gebucht, sodass wir unsere leicht gepolsterte Sitze bzw. Liegeflächen mit niemanden teilen mussten. Dafür dauerte unsere Fahrt nicht nur 13 Stunden sondern 27h. Bei mir kamen dann noch 7h hinzu, da ich ja noch nach Baroda weiterfuhr, wo ich dann mehr oder weniger direkt arbeiten ging. Manuela ging es aber nicht besser. Sie flog dann noch am gleichen Abend zurück in die Schweiz und von dort aus ging sie auch gerade direkt ins Büro.

Cu soon in Switzerland
Reto

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AIESEC-Konferenz , Reiseplanung, Kulturschock, Sturm und Diverses

Nach einem Monat schweigen ist es höchste Zeit wieder mal etwas zu schreiben. Der Grund dieser langen Pause ist eigentlich ganz einfach. Ich habe in den letzten 13 Tagen (!) jeden Tag mindestens 10 Stunden gearbeitet. Dafür habe ich aber jetzt 2 mal 1 Woche Ferien. Das ist auch nicht schlecht.

Zuerst muss ich euch wohl mal beruhigen. Ich bin seit dem letzten Travel Report nie mehr krank geworden. Ich hatte auch seitdem nie mehr Durchfall oder ähnliche Übel.

Es ist schon eine weile her als ich an der lokalen AIESEC-Konferenz hier in Baroda teilnahm. Dieser Anlass fand ausserhalb von Baroda an einem wirklich schönen Ort statt. Ich bin aber der Meinung, dass man aus diesem Ort noch viel mehr herausholen könnte, wenn er ein wenig besser gepflegt wäre. Dies ist generell ein Problem hier in Indien. Die Bilder dazu sind wie schon fast immer auf meiner Webpage aber diesmal unter Julias (ein Trainee aus Österreich) Ordner.
Zur Konferenz kann ich eigentlich nicht viel erzählen. Ich fühlte mich aber jeweils “einwenig” zu Alt für ihre Spiele die sie machten. Das wichtigste war aber, dass ich aus der Stadt kam.

Bei mir ist nun definitive das Reisefieber ausgebrochen. Morgen reise ich mit Pia, die ich dann am Flughafen in Mumbai abholen werde nach Goa. Ein Mitarbeiter von Vigorsoft (vielen Dank Gerry) verriet mir einige gute Plätze welche ich dort besuchen sollte. Er selber stammte nämlich von dort. Dazu werden wir dann noch 3 Tage in Udaipur verbringen. Dies ist eine Wüstenstadt mit einem See im Zentrum, welcher aber beinahe ausgetrocknet sei, da es seit 8 Jahren dort nicht mehr richtig geregnet hat …
Am 7. November geht es dann mit Manuela Zingg nach Kerala (ganz im Süden Indien http://www.keralatourism.org/). Für den Hinweg haben wir einen Flug gebucht, aber für den Rückweg nehmen wir den Zug. Dies bedeutet sogleich, dass wir uns auf einen 40h-Zugfahrt vorbereiten können.
Das organisieren der Tickets nach Goa und Udaipur war auch schon eine Geschichte für sich. Ich hatte im Internet alle Zuge und alles herausgeschrieben. Mein Ziel war es, dem Bahnbeamten einfach ein Zettel zu erstellen auf welchem er alles Notwendige selber lesen kann. Doch ich habe wieder nicht mit der Bürokratie hier in Indien gerechnet. Man muss sogar seine Reservierungen schriftlich einreichen aber das auf ihrem offiziellen Formular. Soweit so gut, aber als ich dann alles ausgefüllt hatte und ich endlich beim Schalter an der Reihe war, war es bereits 19:55. Um diese Zeit (offiziell 20:00) kann man keine Reservierungen vornehmen. Das einzige was ich an diesem Abend noch erreichen konnte, war eine Bestätigung, dass ich alle Formulare richtig ausgefüllt habe. Zum Glück Übernahm dann am folgenden Tag einen Freund von mir diese Aufgabe (Vielen Dank noch einmal).
Die Tickets für Kerala hatte ich dann via Internet bestellt, das geht definitiv viel einfacher (solange die Server nicht wie so oft down sind).

Vor 2 1/2 Wochen hatte ich bisher für rund 2-3 Tage die ersten und bisher einzigen Zeichen eines Kulturschockes. Auffallend war einfach, dass ich in dieser Zeit sehr müde war und ich spürte eine ungewohnte Aggressivität in mir. Solange aber dies die einzigen Symptome bleiben, geht es ja noch.

Vor 2 Wochen hatte Baroda auch seinen Lotharsturm. Das Resultat des Sturmes ist eigentlich schnell erzählt. Stadt unter Wasser, ganze Nacht kein Strom, am darauffolgenden Tag dauernd Stromunterbrüche und überall in der Stadt entwurzelte Bäume und heruntergerissene Werbeplakate. Eigenartigerweise hat es den Häusern selber wenig gemacht.

Am Sonntag entstand der Brauch, dass mein WG-Mitbewohner und Sven aus Deutschland zusammen ein europäisches Frühstück machen. Dabei war ich sehr erstaunt, dass Sven eine Büchse „Fisch in Tomatensauce“ auf den Tisch stellte. Er meinte das sei doch ganz normal, dass man Fisch in Tomatensauce einlegt. Auch unser grosser Kanton hat seine Unterschiede zu uns.

Unterdessen habe ich mich mehr oder weniger komplett an das scharfe essen gewöhnt. Mit Ausnahme des Pop Corns, das es gestern im Büro gab, ist mir in letzter Zeit nichts mehr über den Weg gelaufen, dass ich als zu scharf bezeichnen würde. Die anderen Mitarbeiter hatten aber auch ihre liebe Mühe mit dem Pop Corn à la India. Ich frage mich schon wie ich dann das gewöhnliche Essen in der Schweiz bezeichnen werde. Werde vermutlich alles nachwürzen müssen.

Auf einen Tipp hin fand ich auf dem Netz einen genialen Reisebericht eines anderen Trainees, welcher in Pune (Indien) war. Sprachlich und auch inhaltlich ist dieser auf höchstem Niveau:

http://neon.stern.de/kat/beruf/ausbildung/1071571887/18419.html

Liebe Grüsse aus Indien
Reto

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